Flach auf den Boden legen, unter Buchen Schutz suchen: Zum Thema Gewitter gibt es unzählige Verhaltensempfehlungen. Doch viele davon sind falsch und im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich. Das R+V-Infocenter klärt auf, in welchen Mythen ein Fünkchen Wahrheit steckt – und in welchen nicht.
Über 700.000 Blitze zucken jährlich über Deutschland, die meisten im Hochsommer. Dabei werden manchmal auch Menschen von Blitzen getroffen – mitunter sogar mit tödlichen Folgen. „Es ist davon auszugehen, dass dazu auch die weit verbreiteten falschen Verhaltensempfehlungen beitragen“, sagt Ralf Weber, Sicherheitsexperte bei der R+V Versicherung.
In freiem Gelände flach auf den Boden legen
Falsch! „Wer sich lang auf den Boden legt, bietet dem Blitz eine große Angriffsfläche“, warnt R+V-Experte Weber.
Richtig: Spaziergänger oder Radfahrer sollten sich einen Platz in einer Vertiefung, Mulde oder unter einem Felsvorsprung suchen und dort in die Hocke gehen, Beine umklammern und den Kopf senken. Diese geschützten Bereiche sollten sie jedoch möglichst einzeln aufsuchen – oder einen Abstand von mindestens einem Meter zu anderen Personen und Gegenständen wie Fahrrädern oder Rucksäcken einhalten. Bei der Schutzhaltung ist es vor allem wichtig, die Beine eng beieinander zu halten. Weber erklärt, weshalb das wichtig ist: „Wenn ein Blitz im Boden einschlägt, verteilt sich der Strom in alle Richtungen. Da der Boden Strom aber nur schlecht weiterleitet, sucht er einen anderen Weg mit geringerem Widerstand. Wenn also jemand mit gespreizten Beinen auf dieser Stelle steht, wird der Blitzstrom von dem einen Bein aufgenommen und vom anderen wieder in die Erde abgeleitet. Diese „Schrittspannung“ kann gefährliche Folgen wie Muskelverkrampfungen oder sogar Herzstillstand haben. Stehen die Beine eng zusammen, reduziert sich dieser Effekt wesentlich.“
„Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“
Falsch! „Hohe, freistehende Bäume sollten Menschen bei Gewittern grundsätzlich meiden. Denn hier schlägt der Blitz am ehesten ein – egal, ob es eine Eiche, eine Tanne oder eine Buche ist“, so Ralf Weber. Dasselbe gilt beispielsweise auch für alleinstehende Holzmasten oder Zäune.
Richtig: Von hohen Bäumen immer einen möglichst großen Abstand halten. Inmitten vieler Bäume im Wald ist die Gefahr geringer als auf freiem Gelände. Auch hier gilt: In die Hocke gehen und Gewitter-Schutzhaltung einnehmen.
Elektrische Geräte vom Strom trennen
Richtig, aber: In Gebäuden mit Blitz- und Überspannungsschutzsystem ist es nicht nötig, alle Stecker der Elektrogeräte bei Gewitter herauszuziehen.
Empfehlung: „Wer sich nicht sicher ist, ob das Haus einen Überspannungsschutz hat, sollte die elektrischen Geräte besser vom Strom trennen“, rät R+V-Experte Weber. Immerhin kommt es in Deutschland jährlich zu mehreren Hunderttausend Blitz- und Überspannungsschäden.
Bei Gewitter nie duschen
Falsch, aber: Bestehen die Wasserleitungen aus Metall und sind nicht geerdet, kann das Duschen in der Tat gefährlich sein. Allerdings ist dies nur noch in älteren Häusern der Fall. „Sind die Wasserleitungen an den Potentialausgleich des Hauses angeschlossen, kann nichts passieren“, sagt R+V-Experte Weber.
Empfehlung: Hausbesitzer oder Mieter können den Potentialausgleich nachrüsten lassen – oder im Altbau während des Gewitters vorsichtshalber auf die Dusche verzichten.
Gefahr einschätzen: die 30-30-Regel
Ralf Weber empfiehlt: „Wer die Gefahr bei einem Gewitter minimieren will, hält sich am besten an die 30-30-Regel. Vergehen zwischen Blitz und Donner weniger als 30 Sekunden, ist das Gewitter nah, also rund 10 Kilometer entfernt. Dann ist es ratsam, Schutz zu suchen oder die Schutzhaltung einzunehmen. Und erst 30 Minuten nach dem letzten Blitz und Donner ist die Gefahr endgültig gebannt.
Presseinformation R+V-Infocenter
(Foto: R+V-Infocenter)