Plastik ist aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Dass Kunststoffe aber nicht nur günstig und praktisch, sondern häufig auch schädlich für Umwelt und Gesundheit sind, hat sich inzwischen herumgesprochen. Ob bei Trinkflaschen für Babys oder der eingeschweißten Bio-Gurke im Supermarkt – viele Verbraucher meiden heute ganz bewusst unnötige oder zweifelhafte Kunststoffe und greifen zu verträglicheren Alternativen.
Was weniger bekannt ist: Auch in den eigenen vier Wänden, also dort, wo wir uns eigentlich rundum wohl und sicher fühlen sollten, sind wir von versteckten Kunststoffen umgeben. An der Wand, in den Möbeln, auf dem Boden – potenzielle Schadstoffe wie Lösungsmittel oder Formaldehyd lauern quasi überall.
Ökologische Baustoffe allein genügen nicht
Das verwundert, denn ökologisches Bauen ist seit Jahren im Trend. Naturbaustoffe Holz, Ziegel oder Lehmputz werden immer beliebter und von Bauherren bewusst nachgefragt. Viele vergessen dabei allerdings, dass gesundes, nachhaltiges Wohnen nicht an der Haustür aufhört. Gerade im Innenbereich finden sich unzählige versteckte Kunststoffe. So enthält die beliebte Raufasertapete häufig Polyethylen statt Papier. Noch bedenklicher wird es, wenn günstige Dispersionsfarbe darüber gestrichen wird. An der Wand wirkt diese Kombination wie flüssige Folie – mit allen möglichen Konsequenzen wie Schimmelbildung, erhöhten Schadstoffwerten in der Raumluft bis hin zum sogenannten Fogging, also schwarze, schmierige Ablagerungen an Decken und Wänden.
Gesünder für Mensch und Umwelt ist dagegen die klassische Raufaser mit Papier, am besten kombiniert mit einem Kalzium-Silikatanstrich. Der atmet bei einer Luftfeuchtigkeit bis zu zehn Prozent mit – riecht auch frisch gestrichen nicht nach Farbe und lässt sich gut ausbessern.
Auch sonst gibt es jede Menge gesunde Alternativen: Lehmputz statt Raufaser, Linoleum statt PVC, Echtholzparkett statt Laminat oder Massivholzmöbel anstelle günstiger Lösungen aus zweifelhaft verklebten Pressspanplatten. Eine Orientierung liefern Prüfsiegel wie natureplus, der Blaue Engel oder das Sentinel Haus Institut.
Wohngesundheit schon beim Grundriss mitdenken
Sicherlich, Wohngesundheit ist nicht zum Discount-Preis zu haben. Und wer schon einmal eine Immobilie finanziert hat, weiß, dass gerade in den ersten Jahren im eigenen Haus jeder Cent zählt. Auf lange Sicht gesehen sind natürliche Materialien aber nicht nur gesünder, sondern meist auch langlebiger und machen sich damit doppelt bezahlt. Bauherren berücksichtigen dies im Idealfall bereits bei der Planung des Grundrisses: Wer sich im Vorfeld intensiv damit auseinandersetzt, was er wirklich zum Wohnen braucht, kann leicht 10 bis 15 Prozent der Wohnfläche einsparen ohne dabei auf Komfort zu verzichten. Stichwort: Suffizientes Bauen. Jeder Euro, der hier nicht ausgegeben wird, lässt sich später in eine gesunde und langlebige Innenausstattung stecken. Und wer in eine sorgfältig geplante und ausgeführte Lüftungsanlage investiert, wird ganz automatisch von den meisten Luftschadstoffen in seiner Wohnung befreit.
Expertenmeinung von Sven Haustein, Architekt und Energieberater
(Presseinformation Schwäbisch Hall)